Zusätze in der nicht-chirurgischen Paro-Therapie I
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Ein weiteres Thema, das im Rahmen des Perio Workshops 2019 besprochen wurde, ist die Effektivität von lokalen und systemischen Zusätzen oder Medikamenten in der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie.
Parodontitis ist eine bakteriell verursachte Erkrankung, aber wenn man genauer betrachtet wer beziehungsweise was zum Verlust von parodontalem Attachment führt, zeigt sich, dass hier die körpereigene Immunantwort eine maßgebliche Rolle spielt! Die bakterielle Belastung verursacht eine starke Immunantwort und dadurch werden große Mengen an pro-inflammatorischen Molekülen freigesetzt, die einen Abbau des Weich- und Hartgewebes zur Folge haben. Dementsprechend werden im Rahmen von Forschungsprojekten laufend lokale oder systemische Zusätze für die nicht-chirurgische Parodontaltherapie getestet, die nicht nur anti-bakteriell wirken, sondern auch die Immunantwort regulieren sollen und so zu einem geringeren parodontalen Gewebeverlust führen könnten.
Im Rahmen des Perio Workshops 2019 wurden in einer umfangreichen systematischen Übersichtsarbeit (Donos et al. 2019) die Ergebnisse von allen Placebo-kontrollierten, randomisierten Studien zu dieser Thematik mit zumindest 6 Monaten Follow-up zusammengefasst.
Bei den 58 inkludierten Studien wurden folgende lokale und/oder systemische Zusätze besprochen:
- Statingel – 12 Studien
- Doxycyclin in sub-antimikrobieller Dosierung – 14 Studien
- Bisphoposphonatgel – 9 Studien
- Metformingel – 6 Studien
- Probiotika – 5 Studien
- Nicht-steroidale Entzündungshemmer – 4 Studien
- Essentielle Öle – 4 Studien
- Omega-3 mehrfach ungesättigte Fettsäuren – 3 Studien
- Nahrungsergänzungsmittel – 1 Studie
Am vielversprechendsten erwies sich laut den Autoren die Applikation von 1,2 % Statingel. Hier zeigte sich bei vertikalen Knochendefekten durch die lokale Anwendung während der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie eine zusätzliche Sondierungstiefenreduktion um 1,8 mm. Leider gibt es hier bislang aber noch kein kommerzielles Produkt. Mehr zu dieser Thematik findet ihr auch in zwei früheren systematischen Übersichtsarbeiten (Bertl et al. 2017, Bertl et al. 2018).
Desweiteren erzielte die Langzeiteinnahme von Doxycyclin in sub-antimikrobieller Dosierung (Periostat®) eine klinisch relevante, zusätzliche Verbesserung der Sondierungstiefen vor allem bei tiefen Ausgangssondierungstiefen (≥ 7 mm). Als nachteilig ist hier die lange Einnahmezeit und somit eine hohe Patientencompliance anzusehen.
Sowohl eine lokale Applikation (Gelform) mit Bisphosphonaten als auch mit Metformin erschien bei vertikalen Knochendefekten vielversprechend, aber die Studienlage ist noch zu gering für definitive Schlussfolgerungen.
Probiotika erzielten nur eine eingeschränkte zusätzliche Reduktion der Sondierungstiefe (≤ 0,5 mm zusätzliche Reduktion der Sondierungstiefe).
Im Allgemeinen bleiben die Ergebnisse von Langzeitstudien zu diesen Produkten noch abzuwarten und aus wissenschaftlicher Sicht wären unabhängige Multi-Center-Studien wünschenswert.
Ihr findet auch weitere Beiträge zu dieser Thematik unter folgenden Links:
Referenz
- Bertl K, Parllaku A, Pandis N, Buhlin K, Klinge B, Stavropoulos A. The effect of local and systemic statin use as an adjunct to non-surgical and surgical periodontal therapy-A systematic review and meta-analysis. J Dent. 2017 Dec;67:18-28. doi: 10.1016/j.jdent.2017.08.011.
- Bertl K, Steiner I, Pandis N, Buhlin K, Klinge B, Stavropoulos A. Statins in nonsurgical and surgical periodontal therapy. A systematic review and meta-analysis of preclinical in vivo trials. J Periodontal Res. 2018 Jun;53(3):267-287. doi: 10.1111/jre.12514.
- Donos N, Calciolari E, Brusselaers N, Goldoni M, Bostanci N, Belibasakis GN. The adjunctive use of host modulators in non-surgical periodontal therapy. A systematic review of randomized, placebo-controlled clinical studies. J Clin Periodontol. 2019 Dec 13. doi: 10.1111/jcpe.13232.
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