Berichte & Studien

Eltern aufgepasst – Ansteckungsgefahr!

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

Parodontale Erkrankungen sind eine der häufigsten Erkrankungen im Erwachsenenalter und führen unbehandelt zum Zahnverlust. Dies ist schon schlimm genug für die/den betroffenen PatientIn, aber kann man dadurch auch die eigenen Kinder gefährden? Können die Bakterien, die zur Krankheitsentstehung beitragen, tatsächlich über den Speichel weitergegeben werden?

Eltern aufgepasst – Ansteckungsgefahr!
Eltern aufgepasst – Ansteckungsgefahr!

Dieser Frage ging eine brasilianische Forschungsgruppe nach (Reis et al. 2023) und verglich das orale Mikrobiom von Kindern unterschiedlichen Alters von Eltern mit oder ohne parodontaler Erkrankung. Im Detail wurden Speichelproben von 50 Kindern von Eltern mit unbehandelter oder nicht ausreichend behandelter Parodontitis sowie von 50 Kindern von parodontal gesunden Eltern gesammelt. Diese je 50 Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren wurden des Weiteren in Abhängigkeit von ihrer Bezahnung wie folgt unterteilt:

  • 5 Kinder noch ohne Zähne
  • 15 Kinder mit Milchzähnen
  • 15 Kinder im Wechselgebiss
  • 15 Kinder mit permanenter Bezahnung

Die Zusammensetzung des oralen Mikrobioms wurde sowohl in den unterschiedlichen Gruppen nach Bezahnung verglichen als auch zwischen jenen mit Eltern mit oder ohne Parodontitis. Basierend auf dieser Querschnittsuntersuchung zeigten sich äußerst interessante und für Eltern wichtige Erkenntnisse:

  • Das orale Mikrobiom verändert sich mit dem Durchbruch der ersten und zweiten Dentition.
  • Vor allem bei Kindern im Wechselgebiss und bei Kindern mit permanenter Bezahnung zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Kindern von Eltern mit und ohne Parodontitis.
  • Diese Unterschiede zeichneten sich bei Kindern von Eltern mit Parodontitis durch ein mehr pathogenes Mikrobiom mit einer höheren Anzahl an Parodontitis-assoziierten Bakterien aus.
  • Zusammengefasst zeigten Kinder von Eltern mit Parodontitis ab dem Wechselgebiss einen Switch zu einem mehr dysbiotischen oralen Mikrobiom.

Das orale Mikrobiom baut sich nach der Geburt auf und wird von mehreren Faktoren beeinflusst, beispielsweise durch die Umgebung, Diät, Immunsystem, aber eben auch durch Übertragung von den Eltern. Das heißt, die rechtzeitige Diagnose und erfolgreiche Behandlung von parodontalen Erkrankungen schützt nicht nur das eigene Gebiss, sondern auch das der Kinder!

Referenz

  1. Reis, A. A., Monteiro, M. F., Bonilha, G. M., Saraiva, L., Araújo, C., Santamaria, M. P., Casati, M. Z., Kumar, P., & Casarin, R. C. V. (2023). Parents with periodontitis drive the early acquisition of dysbiotic microbiomes in their offspring. Journal of Clinical Periodontology, 50(7), 890–904. https://doi.org/10.1111/jcpe. 13815

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