Ungesunder Lebensstil = schlechtere Therapieergebnisse …?
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Was zählt alles zu einem ungesunden Lebensstil? Hier werden häufig unter anderem folgende Faktoren genannt: schlechte Ernährung, Mangel an körperlicher Betätigung, wenig Schlaf und/oder schlechte Schlafqualität, hoher Stresslevel, übermäßiger Alkoholkonsum, regelmäßiger Tabakkonsum etc.
In früheren Berichten haben wir über den Effekt einzelner solcher Faktoren auf die parodontale Gesundheit sowie auf das Ergebnis einer Parodontaltherapie gesprochen. Zusätzlich wird in den
S3- Behandlungsleitlinien für ParodontitispatientInnen im Stadium I bis III im Speziellen im 1. Therapieschritt die Verbesserung der Einstellung des/der PatientIn angesprochen, was wiederum eine Reduktion von allfälligen Risikofaktoren inkludiert. Während beispielsweise die Datenlage in Bezug auf Tabakkonsum eindeutig ist, ist die Evidenz in Bezug auf Ernährung und körperliche Betätigung bislang noch mehr unklar. Umso spannender ist die Idee, die einer aktuellen prospektiven klinischen Studie aus Italien zugrunde liegt (Marruganti et al. 2023).
In dieser Studie wurden 120 ParodontitispatientInnen (Stadium II oder III) den aktuellen Leitlinien entsprechend mit den ersten zwei Therapieschritten behandelt und nach 3 Monaten reevaluiert. Zusätzlich wurde bei allen PatientInnen der Lebensstil anhand von den oben bereits angeführten Faktoren erhoben: schlechte Ernährung, Mangel an körperlicher Betätigung, wenig Schlaf und/oder schlechte Schlafqualität, hoher Stresslevel, übermäßiger Alkoholkonsum und regelmäßiger Tabakkonsum. Als das gewünschte Therapieziel der ersten zwei Therapieschritte (nicht-chirurgische Parodontaltherapie) wurden folgende Kriterien festgelegt:
- Keine Sondierungstiefe ≥ 4 mm mit Blutung auf Sondieren
- Keine Sondierungstiefe ≥ 6 mm
Drei Monate nach der Therapie zeigten sich folgende interessante Ergebnisse:
- Schlechte Schlafqualität, regelmäßiger Tabakkonsum und übermäßiger Alkoholkonsum reduzierten je signifikant die Chance, das gewünschte Therapieergebnis zu erreichen.
- Eine Kombination von mehreren Faktoren, die zu einem schlechten Lebensstil beitragen (d. h. schlechte Ernährung, geringe körperliche Betätigung, hoher Stresslevel und schlechte Schlafqualität), erhöhte signifikant den Anteil an Restsondierungstiefen mit ≥ 6 mm und reduzierte signifikant die Chance, das gewünschte Therapieergebnis zu erreichen.
Diese Studie bekräftigt somit die Vermutung, dass man bei PatientInnen mit einem schlechten Lebensstil mitunter mit einem schlechteren Therapieergebnis nach einer nicht-chirurgischen Parodontaltherapie rechnen muss. Interessant wird sein, inwieweit und vor allem in welchem zeitlichen Rahmen eine Verbesserung des schlechten Lebensstils auch tatsächlich zu einer positiven Beeinflussung des Therapieergebnisses beitragen kann!
Referenz
- Marruganti, C., Romandini, M., Gaeta, C., Cagidiaco, E. F., Discepoli, N., Parrini, S., Graziani, F., & Grandini, S. (2023). Healthy lifestyles are associated with a better response to periodontal therapy: A prospective cohort study. Journal of Clinical Periodontology, 50(8), 1089–1100.
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