So gut wie möglich ist nicht gut genug …?
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
„Richtig“ Zähneputzen stellt unsere PatientInnen (und eventuell auch uns selbst …) nach wie vor vor eine Herausforderung! Obwohl es uns durch viel Aufklärungsarbeit sehr wohl gelungen ist, das Zähneputzen von einem Großteil der Bevölkerung als Standard angesehen und entsprechend durchgeführt wird, lässt die Qualität und Effizienz zu wünschen übrig.
Eine Forschungsgruppe aus Deutschland (Deinzer et al. 2018) hat dieses Thema aufgegriffen und eine interessante Frage gestellt: „Wie putzen junge Erwachsene, wenn man sie auffordert, ihr Bestes beim Zähneputzen zu geben?“
Insgesamt nahmen knapp 100 junge Erwachsene an dieser Studie teil. Alle TeilnehmerInnen wurden aufgefordert, mit einer Handzahnbürste und einer Auswahl an unterschiedlichen Artikeln zur Zahnzwischenraumreinigung ihre Zähne so gut wie möglich zu putzen. Das Zähneputzen an sich wurde mit einer Kamera aufgezeichnet und anschließend ausgewertet. Die Ergebnisse wurden mit einer ähnlichen Studie verglichen, in der die TeilnehmerInnen aber aufgefordert wurden, so zu putzen, wie sie es immer tun (Winterfeld et al. 2015). Diese zwei Studien zeigten sehr interessante Ergebnisse:
- Wenn junge Erwachsene aufgefordert werden, ihr Bestes beim Zähneputzen zu geben, putzen sie signifikant länger (3,4 Minuten versus 2,6 Minuten).
- Palatinale bzw. linguale Flächen wurden in beiden Kohorten vergleichbar geputzt und eindeutig vernachlässigt; im Schnitt putzten die TeilnehmerInnen nur 25–30 Sekunden palatinal/lingual, aber 2- bis 3-mal so lange bukkal und okklusal.
- Die Putztechnik war in 40 % der Putzzeit ein horizontales Schrubben.
- Selbst nach einer Aufforderung, das Beste beim Zähneputzen zu geben, verblieb marginal an rund 70 % der Stellen Plaque.
Aus diesen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass es nicht an der Motivation mangelt, sondern an Wissen und Technik. Das wiederum bedeutet für uns, dass wir Jugendliche und junge Erwachsene wirklich in der korrekten Putztechnik schulen sowie auf gewöhnliche Schwachstellen, wie beispielsweise palatinal/lingual konkret hinweisen müssen.
Referenz
- Deinzer R, Ebel S, Blättermann H, Weik U, Margraf-Stiksrud J. Toothbrushing: to the best of one’s abilities is possibly not good enough. BMC Oral Health (2018) 18:167. Winterfeld T, Schlueter N, Harnacke D, Illig J, Margraf-Stiksrud J, Deinzer R, et al. Toothbrushing and flossing behaviour in young adults - a video observation. Clin Oral Investig. 2015;19(4):851–8.
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