Parodontitis kommt oft nicht alleine!
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Im Jahre 2016 (Monsarrat et al. 2016) wurde bereits ein Zusammenhang von Parodontitis mit 57 (!) systemischen Erkrankungen beschrieben, unter den bekanntesten sind Diabetes mellitus und kardiovaskuläre Erkrankungen. Diese Zusammenhänge entfachen immer wieder eine Diskussion, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen ZahnärztInnen und ÄrztInnen notwendig ist, um die Frühdiagnostik von gewissen systemischen Erkrankungen zu verbessern!
In diesem Zusammenhang hat eine chinesische Forschergruppe (Zhao et al. 2022) kürzlich eine sehr interessante Studie publiziert. Im Rahmen einer Querschnittsstudie haben sie 115 TeilnehmerInnen rekrutiert, die allesamt angaben, dass sie gesund wären. Bei allen TeilnehmerInnen wurde der Parodontalstatus erhoben sowie 20 medizinische Untersuchungen durchgeführt, um folgende 8 häufige systemische Erkrankungen/Zustände diagnostizieren zu können:
- Adipositas
- Bluthochdruck
- (Prä)Diabetes mellitus
- Reduzierte Nierenfunktion
- Kardiovaskuläre Probleme
- Magengeschwür
- Störung im Lipidstoffwechsel
- Hyperurikämie (erhöhter Harnsäurespiegel)
Die Ergebnisse waren erschreckend aber zugleich auch interessant! Bei 98% der TeilnehmerInnen wurde zumindest eine der 8 oben gelisteten Erkrankungen/Zustände festgestellt und bei 48% der TeilnehmerInnen lagen 6 oder mehr abnormale Testergebnisse vor! Bei circa 43% der TeilnehmerInnen wurde zusätzlich auch noch generalisierte Parodontitis im Stadium III oder IV diagnostiziert. Jene TeilnehmerInnen mit generalisierter Parodontitis im Stadium III oder IV wiesen statistisch ein signifikant dreifach erhöhtes Risiko auf für 6 oder mehr abnormale Testergebnisse! Zusätzlich nahm der Prozentsatz an TeilnehmerInnen mit Parodontitis im Stadium IV bei gleichzeitigem Vorliegen von mehreren systemischen Erkrankungen/Zuständen deutlich zu. Im Detail wiesen jene TeilnehmerInnen mit 1-2, 3-4, 5-6 und 7-8 undiagnostizierten systemischen Erkrankungen/Zuständen zu 27, 33, 57 und 58% auch Parodontitis im Stadium IV auf.
Diese Studie belegt einmal mehr, dass ZahnärztInnen und ÄrztInnen eng zusammenarbeiten sollten und, dass das zahnärztliche Personal in der Aufklärung und Frühdiagnose eine wichtige Rolle spielen kann! Wir sollten unseren Fokus nicht „nur“ auf die Zähne legen, sondern unseren PatientInnen die möglichen Zusammenhänge zwischen dem Mund und dem restlichen Körper erklären. So können wir sie auch regelmäßig auffordern, ärztliche Standard-/Gesundenuntersuchungen auch tatsächlich durchführen zu lassen – im Speziellen bei PatientInnen mit Parodontitis!
Referenz
- Monsarrat P, Blaizot A, Kémoun P, et al. Clinical research activity in periodontal medicine: a systematic mapping of trial registers. J Clin Periodontol. 2016;43:390-400. Zhao D, Wu M-Z, Yu SY, Pelekos G, Yiu KH, Jin L. Periodontitis links to concurrent systemic comorbidities among ‘self-perceived health’ individuals. J Periodont Res. 2022;57:632–643.
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