Zähne splinten ja, aber wann …?
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Parodontitis und der damit einhergehende Attachmentverlust führen ab einem gewissen Zeitpunkt unweigerlich zu einer erhöhten Zahnmobilität. Diese erhöhte Zahnmobilität macht PatientInnen oft darauf aufmerksam, dass „etwas nicht stimmt“, aber zusätzlich ist es für viele PatientInnen eine sehr unangenehme Begleiterscheinung im Rahmen ihrer parodontalen Erkrankung und gibt vielen PatientInnen das Gefühl, ihre Zähne zu verlieren.
Daher liegt die Überlegung nahe, mobile Zähne zu verblocken/schienen/splinten. Es werden in der Literatur aber sowohl Vor- als auch Nachteile bei einer Verblockung der Zähne diskutiert.
Als Vorteile werden beispielsweise eine leichtere subgingivale Reinigung sowie eine Verbesserung der mundbezogenen Lebensqualität angeführt, während eine erschwerte häusliche Reinigung und das Ausbleiben einer möglichen Korrektur einer parodontal-bedingten Zahnfehlstellung durch Reduktion der Entzündung als Nachteile angegeben werden.
Wenn man sich dazu entscheidet, mobile Zähne zu verblocken, stellt sich wiederum die Frage nach dem besten Zeitpunkt. Eine Forschergruppe aus Deutschland (Sonnenschein et al. 2021, 2022) hat sich im Rahmen einer randomisierten klinischen Studie mit dieser Fragestellung beschäftigt.
In dieser Studie wurden bei 34 ParodontitispatientInnen Unterkieferfrontzähne mit Mobilität, Grad II-III und einem Knochenverlust von ≥ 50 % entweder vor der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie geschient oder 7 Monate danach. Interessanterweise zeigten sich 1 Jahr nach der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie keine signifikanten Unterschiede zwischen den zwei Gruppen. Es konnte lediglich eine geringe Tendenz für bessere klinische Ergebnisse in der Gruppe mit der Schienung vor der Therapie beschrieben werden, jedoch sollte auf dieser Tendenz keine eindeutige Empfehlung basiert werden.
Daher lässt sich zusammenfassen, dass die Entscheidung, ob und wenn ja, wann Zähne geschient werden sollten, individuell, mit dem/der PatientIn abgesprochen werden sollte. Es spielen dabei Faktoren wie das Geschick zur häuslichen Mundhygiene und das Ausmaß der Beeinträchtigung der mundbezogenen Lebensqualität aufgrund der mobilen Zähne eine wichtige Rolle.
Referenz
- Sarah K Sonnenschein, Philipp Ziegler, Antonio Ciardo, Maurice Ruetters, Johannes Krisam, Ti-Sun Kim. The impact of splinting mobile mandibular incisors on Oral Health-Related Quality of Life – preliminary observations from a randomized clinical trial. J Clin Periodontol. 2021 Jun;48(6):816-825. doi: 10.1111/jcpe.13454. Sarah K Sonnenschein, Antonio Ciardo, Samuel Kilian, Philipp Ziegler, Maurice Ruetters, Marcia Splindler, Ti-Sun Kim. The impact of splinting timepoint of mobile mandibular incisors on the outcome of periodontal treatment-preliminary observations from a randomized clinical trial. Clin Oral Investig. 2022 Jan;26(1):921-930. doi: 10.1007/s00784-021-04075-4.
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