Erfolgreich therapiert – macht es einen Unterschied?
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Die „neue“, obwohl mittlerweile ja auch schon wieder fast 5 Jahre alte Klassifikation für parodontale und periimplantäre Erkrankungen inkludierte erstmals eine Definition für eine/n erfolgreich therapierte/n ParodontitispatientIn!
Anhand dieser Definition kann der Behandlungserfolg eine/r PatientIn nach der aktiven Therapiephase und somit zu Beginn der parodontalen Erhaltungstherapie beurteilt werden. Die Definition kann aber auch bei der Beurteilung helfen, ob der/die PatientIn während der Erhaltungstherapie stabil ist oder nicht.
Als erfolgreich therapiert und parodontal stabil gilt ein/e PatientIn, der/die folgende Kriterien erfüllt (Chapple 2018):
- maximal 4 mm Sondierungstiefe
- keine Sondierungstiefe mit 4 mm weist eine Blutung nach Sondieren auf
- Blutung nach Sondieren in der gesamten Mundhöhle liegt < 10 %
- Aufgrund der vorangegangenen Krankheitsaktivität liegt ein radiologischer und klinischer Attachmentverlust vor.
Wie oft kann man aber tatsächlich dieses sehr gute Behandlungsergebnis erzielen, vor allem bei einem höheren Stadium der parodontalen Erkrankung (Stadium III und IV)? Und hat ein Erreichen dieses Ziels tatsächlich einen positiven Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf und/oder das Rezidivrisiko? Genau diesen Fragen ging eine Wiener Forschungsgruppe auf den Grund und untersuchte retrospektiv die Daten von 100 PatientInnen mit Parodontitis, Stadium III oder IV und einer moderaten bis hohen Compliance über 10 Jahre Erhaltungstherapie hinweg (Bertl 2022). Die AutorInnen kamen zu folgenden interessanten Schlussfolgerungen:
- Nur ca. 20 % der PatientInnen erfüllten nach der aktiven Therapiephase tatsächlich alle Kriterien für eine/n erfolgreich therapierte/n ParodontitispatientIn!
- Wurden PatientInnen zu Beginn der parodontalen Erhaltungstherapie als nicht erfolgreich therapiert eingestuft, wiesen diese PatientInnen ein signifikant höheres Risiko für eine höhere Anzahl an Stellen mit erhöhten Sondierungstiefen und eine höhere Zahnverlustrate im Verlauf der Erhaltungstherapie auf.
- Dieser negative Effekt durch einen schlechteren Behandlungsstatus konnte aber zum Teil durch eine optimale Compliance kompensiert werden.
- Die parodontal bedingte Zahnverlustrate bei PatientInnen mit einer moderaten bis hohen Compliance lag nach 10 Jahren Erhaltungstherapie bei lediglich 0,035 Zähnen/Patient/Jahr. Nur ca. jede/r vierte PatientIn war überhaupt von einem parodontal bedingten Zahnverlust betroffen und bis auf einen einzigen Patienten wiesen alle PatientInnen mit parodontal bedingten Zahnverlust keinen erfolgreich therapierten Status nach der aktiven Parodontaltherapie auf.
Was sind hier nun wichtige Schlussfolgerungen für uns in der Praxis? Die Definition für eine/n erfolgreich therapierte/n ParodontitispatientIn ist sehr streng und nicht bei jedem/r PatientIn zu erreichen. Nichtsdestotrotz wirkt sich ein so optimales Behandlungsergebnis auf lange Sicht positiv auf den Zahnerhalt aus. Gelingt es uns aber trotz aller Anstrengungen nicht, dieses Ziel zu erreichen, gilt es umso mehr an die Compliance des/der PatientIn zu appellieren!
Referenz
- Chapple, I. L. C., Mealey, B. L., Van Dyke, T. E., Bartold, P. M., Dommisch, H., Eickholz, P., Geisinger, M. L., Genco, R. J., Glogauer, M., Goldstein, M., Griffin, T. J., Holmstrup, P., Johnson, G. K., Kapila, Y., Lang, N. P., Meyle, J., Murakami, S., Plemons, J., Romito, G. A., ... Yoshie, H. (2018). Periodontal health and gingival diseases and condi- tions on an intact and a reduced periodontium: Consensus report of workgroup 1 of the 2017 world workshop on the classification of periodontal and peri-implant diseases and conditions. Journal of Clinical Periodontology, 45(Suppl 20), S68–S77.
Bertl, K., Pandis, N., Stopfer, N., Haririan, H., Bruckmann, C., & Stavropoulos, A. (2022). The impact of a “successfully treated stable periodontitis patient status” on patient-related outcome parameters during long-term supportive periodontal care. Journal of Clinical Periodontology, 49(2), 101–110.
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