Prognose bei Zähnen mit durchgängigen Furkationen
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Das optimale Therapieergebnis bei ParodontitispatientInnen ist die eigene Bezahnung so lange wie möglich in guter Funktion zu erhalten. Jedoch gibt es sowohl PatientInnen als auch Zähne mit bestimmten Charakteristika, die es deutlich schwerer machen dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen!
Wenn man nun an die Zähne denkt, dann sind natürlich mehrwurzelige Zähne oft viel schwieriger zu therapieren, im Speziellen, wenn sie einen Furkationsbefall aufweisen. Warum ist der Furkationsbereich so anspruchsvoll? Der Zugang für die mechanische Reinigung der Wurzeloberfläche ist im Vergleich zu einwurzeligen Zähnen viel schwieriger, der Furkationseingang kann oft sehr klein/schmal sein, und zusätzlich kann es noch anatomische Besonderheiten, wie beispielsweise Schmelzprojektionen, geben.
Eine systematische Übersichtsarbeit von 2016 (Nibali et al.) zeigte beispielsweise, dass Zähne mit einem Furkationsbefall ein ungefähr 2-fach höheres Risiko haben nach 10-15 Jahren parodontaler Erhaltungstherapie extrahiert worden zu sein. Zusätzlich stieg das Risiko für den Zahnverlust mit dem Furkationsbefall an; so hatte ein Molar mit einem durchgängigen Furkationsbefall (Grad III) im Vergleich zu einem Molar mit einem Furkationsbefall Grad I ein ca. 3-fach höheres Risiko verloren zu gehen.
In einer kürzlich publizierten Arbeit aus Frankfurt (Eickholz 2021) wurden im Speziellen Zähne mit einem durchgängigen Furkationsbefall untersucht. Sie untersuchten insgesamt 265 Zähne mit einem durchgängigen Furkationsbefall von 160 PatientInnen; alle PatientInnen waren seit mindestens 5 Jahre in parodontaler Erhaltungstherapie. Folgende wichtige Punkte sollten wir basierend auf diesen Daten berücksichtigen:
- Zähne mit Furkationsbefall Grad III gehen häufiger verloren als beispielsweise einwurzelige Zähne und nach ca. 10 Jahren parodontaler Erhaltungstherapie müssen wir damit rechnen, dass ca. ein Drittel dieser Zähne extrahiert wurde. Das bedeutet aber zugleich auch, dass zwei Drittel dieser parodontal schwer kompromittierten Zähne nach wie vor im Mund sind!
- Die Gründe für eine Extraktion können bunt gemischt sein – von parodontalen Problemen, bis zu Karies und/oder prothetischen Problemen.
- Folgende Risikofaktoren für einen Verlust wurden für Zähne mit einem durchgängigen Furkationsbefall identifiziert: Ein höherer Knochenverlust zu Beginn der Therapie und höhere Sondierungstiefen zu Beginn der Erhaltungstherapie!
- Wurde der Patient während der aktiven Therapiephase zusätzlich mit systemischen Antibiotika therapiert, gingen auch weniger Zähne mit einem durchgängigen Furkationsbefall verloren. Hier ist aber zu berücksichtigen, dass die Indikation für eine systemische Antibiotikatherapie nicht nur aufgrund eines Zahnes mit durchgängigem Furkationsbefall getroffen werden sollte. Es sollte immer der gesamte Patient berücksichtigt werden und in Anbetracht der weltweit steigenden Antibiotikaresistenzen sollte die Entscheidung zur systemischen Antibiotikatherapie stets kritisch getroffen werden!
Referenz
- Eickholz, P., Runschke, M., Dannewitz, B., Nickles, K., Petsos, H., Kronsteiner, D., & Pretzl, B. (2021). Long-term prognosis of teeth with class III furcation involvement. Journal of Clinical Periodontology, 48(12), 1528–1536. Nibali, L., Zavattini, A., Nagata, K., Di Iorio, A., Lin, G. H., Needleman, I., & Donos, N. (2016). Tooth loss in molars with and without furcation involvement—A systematic review and meta-anal- ysis. Journal of Clinical Periodontology, 43, 156–166.
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