Berichte & Studien

Warum sind Mukositis und Gingivitis nicht vergleichbar?

In einem früheren Bericht („Mukositis & Gingivitis – Sind sie vergleichbar?“) konnte man anhand der Studie von Salvi und KollegInnen (Salvi 2012) sehr eindrucksvoll sehen, dass bei vergleichbarer bakterieller Belastung die Implantate im Vergleich zu natürlichen Zähnen eine stärkere Entzündungsreaktion zeigten, die zusätzlich auch langsamer abheilte. Aber was könnten Gründe dafür sein?

Ein möglicher Grund dafür könnte in der Dicke/Höhe der periimplantären Mukosa liegen. Wie auf dem Titelbild zu diesem Bericht zu sehen ist, kann sich die periimplantäre Mukosa sehr unterschiedlich gestalten. Sie kann entweder fast auf gleichem Niveau wie der Implantathals liegen oder aber Ausmaße von 6 mm und mehr annehmen. Bei einem Implantat mit einer dicken periimplantären Mukosa liegen von Beginn an höhere Sondierungstiefen vor. Es stellt sich aber auch die Frage, ob diese höheren Sondierungstiefen ein Problem darstellen könnten, wenn es zu einer periimplantären Erkrankung kommt.

Mit dieser Fragestellung haben sich Chan und KollegInnen (Chan 2019) befasst. Bei 19 PatientInnen mit einem Implantat wurde experimentell einer periimplantäre Mukositis induziert; das bedeutet, die PatientInnen führten keine häusliche Mundhygiene für 3 Wochen an dem Implantat durch. Dadurch trat bei allen Implantaten wie erwartet eine periimplantäre Mukositis auf. In weiterer Folge wurde beobachtet, wie schnell diese periimplantäre Mukositis nach Wiederaufnahme der häuslichen Mundhygiene abheilte. Die PatientInnen wurden in 2 Gruppen unterteilt:

  • Implantate mit einer dünnen/flachen (≤ 1 mm) periimplantären Mukosa
  • Implantate mit einer dicken/hohen (≥ 3 mm) periimplantären Mukosa

Die Resultate zeigten, dass bei einer dicken/hohen periimplantären Mukosa im Vergleich zur dünnen/flachen periimplantären Mukosa die Entzündungsreaktion langsamer abheilte. Noch viel wichtiger für den täglichen Praxisalltag war aber die Erkenntnis, dass bei jenen PatientInnen mit einer dicken/hohen periimplantären Mukosa es erst nach Abnahme der prothetischen Versorgung während der professionellen Reinigung wieder zu einer vollständigen Resolution der periimplantären Mukositis kam!

Dies lässt uns für den klinischen Alltag schlussfolgern, dass es mitunter bereits in der Behandlung einer periimplantären Mukositis notwendig beziehungsweise zielführend sein kann, eine verschraubte prothetische Versorgung abzunehmen – vor allem in jenen Fällen, in denen wir ohne Abnahme der Versorgung kein positives Behandlungsresultat erzielen konnten!

Referenz

  1. Heitz-Mayfield LJA, Heitz F, Lang NP. Implant Disease Risk Assessment IDRA–a tool for preventing peri-implant disease. Clin Oral Impl Res. 2020;31:397–403.

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