Pulverstrahl als Zusatz zum Ultraschall?
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Richtet man sich nach den kürzlich publizierten S3 Leitlinien zur Behandlung von ParodontitispatientInnen Stadium I bis III (Sanz 2020), so lautet die derzeitige, evidenz-basierte Empfehlung das subgingivale Debridement im Rahmen der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie mit Handinstrumenten und/oder (Ultra)Schallgeräten durchzuführen. Aber natürlich wird weiterhin nach Möglichkeiten gesucht, um das Ergebnis der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie noch weiter zu verbessern!
So auch in einer kürzlich publizierten Studie aus Italien (Mensi 2021), in der die AutorInnen einen interessanten Ansatz testeten: Kann das Ergebnis der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie mittels Ultraschall durch zusätzliche subgingivale Reinigung mittels eines Pulverstrahlgerätes verbessert werden?
Zur Beantwortung dieser Frage wurden 40 PatientInnen mit Parodontitis Stadium III-IV inkludiert und in 2 Gruppen aufgeteilt:
- Kontrollgruppe: subgingivales Debridement mittels Ultraschall
- Testgruppe: subgingivale Reinigung mittels eines Pulverstrahlgerätes + subgingivales Debridement mittels Ultraschall
Das Ergebnis der Therapie wurde 3 Monate später evaluiert und als Hauptparameter galt das Erreichen einer Sondierungstiefe ≤ 4 mm ohne Blutung auf Sondieren an jenen Stellen, die zu Beginn der Therapie ≥ 5 bis 9 mm aufwiesen. Der Anteil jener Stellen, die 3 Monate nach Therapie eine Sondierungstiefe ≤ 4 mm ohne Blutung auf Sondieren aufwiesen, zeigte keinen relevanten Unterschied zwischen Test- und Kontrollgruppe (Kontrollgruppe: 44.7%, Testgruppe: 47.9%). Ebenso wenn man den Anteil jener Stellen betrachtet, die zumindest eine Sondierungstiefe ≤ 4 mm unabhängig von Blutung auf Sondieren erreichten, zeigte sich kein relevanter Unterschied zwischen Test- und Kontrollgruppe (Kontrollgruppe: 77.6%, Testgruppe: 80.0%). Allgemein betrachtet erreichten Zähne mit tiefen Sondierungstiefen zu Beginn (7-9 mm) sowie Zähne mit Plaque zu Studienende und mehrwurzelige Zähne weniger wahrscheinlich eine Sondierungstiefe ≤ 4 mm ohne Blutung auf Sondieren.
Dementsprechend schlussfolgerten die AutorInnen – ganz den S3 Leitlinien entsprechend – dass das subgingivale Debridement mit Ultraschall nach wie vor als „Goldstandard“ angesehen werden sollte und durch zusätzliche subgingivale Reinigung mittels eines Pulverstrahlgerätes konnte keine klinisch relevante Verbesserung des Ergebnisses erzielt werden.
Referenz
Mensi M, Scotti E, Sordillo A, Calza S, Guarnelli ME, Fabbri C, Farina R, Trombelli L. Efficacy of the additional use of subgingival air polishing with erythritol powder in the treatment of periodontitis patients: a randomized controlled clinical trial. Clin Oral Investig. 2021 Feb;25(2):729-736.
Sanz M, Herrera D, Kebschull M, et al; On behalf of the EFP Workshop Participants and Methodological Consultants. Treatment of stage I–III periodontitis—The EFP S3 level clinical practice guideline. J Clin Periodontol. 2020;47:4–60.
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