Schlechtere Therapieergebnisse durch Stress!
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
In einem früheren Bericht („Angst und Depression durch Parodontitis?“) haben wir die Zusammenhänge zwischen parodontalen Erkrankungen und psychischen Krankheiten besprochen und basierend auf einer systematischen Übersichtsarbeit zeigte sich, dass Parodontitis sowohl das Risiko für eine Depression als auch für eine Angststörung erhöht und dieser Zusammenhang wird als bi-direktional diskutiert.
Doch wie äußert sich das dann während der parodontalen Therapie? Bedeutet das, dass PatientInnen mit Stress und/oder Depression eventuell schlechter auf unsere Therapie ansprechen?
Genau dieser Frage ging kürzlich eine französische Forschungsgruppe nach und sie beobachteten 54 ParodontitispatientInnen über einen Zeitraum von 6 Monaten (Petit 2021); alle PatientInnen in dieser Studie waren mit generalisierter Parodontitis Stadium III und IV diagnostiziert worden. Alle PatientInnen erhielten eine nicht-chirurgische Parodontaltherapie und das Ergebnis dieser Therapie wurde nach 3 und 6 Monaten beurteilt. Zusätzlich wurde zu Beginn der Studie anhand von Fragebögen der Stress-, Depressions- und Angstlevel der PatientInnen erhoben sowie deren Stress-Copingmechanismus.
Nach Auswertung der Daten zeigten sich durchaus interessante Ergebnisse. Erhöhter Stress, erhöhtes Depressionsniveau und negative Copingstrategien führten allesamt zu einem signifikant schlechteren Ergebnis nach der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie! Zu berücksichtigen bleibt natürlich die eher kleine Patientenanzahl in dieser Studie, nichtsdestotrotz sollten wir Stress, Depression und negative Copingstrategien als mögliche Risikofaktoren für ein schlechteres Therapieergebnis bei ParodontitispatientInnen im Hinterkopf behalten! Für zukünftige Studien stellt sich die Frage, inwieweit Stressfragebögen für eine detailliertere Diagnostik und dementsprechend empfohlene Therapieansätze diese negativen Effekte umkehren könnten. Ansätze zur Rauchentwöhnung und bewussten Diabeteskontrolle werden beispielsweise in den kürzlich erschienen S3-Leitlinien ja bereits empfohlen (Sanz 2020)!
Referenz
Petit C, Anadon-Rosinach V, Rettig L, et al. Influence of psychological stress on non-surgical periodontal treatment outcomes in patients with severe chronic periodontitis. J Periodontol. 2021;92:186–195.
Sanz M, Herrera D, Kebschull M, et al; On behalf of the EFP Workshop Participants and Methodological Consultants. Treatment of stage I–III periodontitis—The EFP S3 level clinical practice guideline. J Clin Periodontol. 2020;47:4–60.
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