Medikamentenanamnese – Up to date!
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Es ist wichtig auch bei PatientInnen, die wir schon „seit Jahren“ kennen, in regelmäßigen Abständen (zumindest einmal pro Jahr) die allgemein-medizinische Anamnese sowie die Medikamentenanamnese stets auf den aktuellsten Stand zu bringen. Es gibt zahlreiche Medikamentengruppen, die für den zahnmedizinischen Bereich und allfällige Therapien relevant sind, eine davon sind die sogenannten anti-resorptiven Medikamente. Dazu zählen sämtliche Bisphosphonat-Präparate, aber auch einige andere Medikamente und sie können als Tabletten oder mittels einer Injektion verabreicht werden. Diese Medikamente greifen in den Knochenstoffwechsel ein und können vor allem nach Zahnextraktionen und chirurgischen Eingriffen zu schwerwiegenden Kieferknochennekrosen führen. Der Einsatz von diesen anti-resorptiven Medikamenten ist weit verbreitet, da sie zahlreiche Einsatzgebiete haben, wie beispielsweise bei Osteoporose, primären Knochentumoren, sowie bei Knochenmetastasen, die häufig bei Brust- und Prostatatkarzinomen auftreten.
Warum ist dies nun auch in der Prophylaxe so wichtig zu wissen?
- Als Prophylaxe-AssistentIn oder DentalhygienikerIn sieht man die PatientInnen häufig und die Anamnese kann dementsprechend in regelmäßigen Abständen auf den neuersten Stand gebracht werden. Berichtet der/die Patient/in von einer neu diagnostizierten Erkrankung, wie beispielsweise Osteoporose oder eine Tumorerkrankung, sollte explizit nach den Medikamenten gefragt werden und der/die Zahnarzt/ärztin darüber informiert werden.
- Kieferknochennekrosen aufgrund von anti-resorptiven Medikamenten treten zumeist nach Zahnextraktionen oder chirurgischen Eingriffen auf. Nichtsdestotrotz können sie auch ohne vorangegangenen chirurgischen Eingriff sowohl rund um die natürliche Bezahnung als auch rund um Implantate (siehe Abbildung) auftreten. Daher sollte man bei Auffälligkeiten (z.B. Fistel, minimal freiliegendes Knochengewebe, nicht heilende Ulcera) nicht bis zum nächsten Termin warten und „schauen ob‘s besser wird“, sondern direkt den/die Zahnarzt/ärztin hinzuziehen!
- Kürzlich wurde der erste Fallbericht (Diniz-Freitas et al. 2018) publiziert, bei dem eine nicht-chirurgische Parodontaltherapie als Trigger für die Entstehung einer Kieferknochennekrose vermutet wurde. Das sollte uns aber in keinem Fall davon abschrecken Prophylaxemaßnahmen bei PatientInnen mit anti-resorptiven Medikamenten zu forcieren! Chronische oder akute Entzündungen sollten möglichst vermieden werden und die regelmäßige Parodontaltherapie bei Parodontitis-PatientInnen in jedem Fall fortgesetzt werden!
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Referenz
- Diniz-Freitas M, Fernández-Feijoo J, Diz Dios P, Pousa X, Limeres J. Denosumab-related osteonecrosis of the jaw following non-surgical periodontal therapy: A case report. J Clin Periodontol. 2018 May;45(5):570-577. doi: 10.1111/jcpe.12882. Epub 2018 Apr 16. Stavropoulos A, Bertl K, Pietschmann P, Pandis N, Schiødt M, Klinge B. The effect of antiresorptive drugs on implant therapy: Systematic review and meta-analysis. Clin Oral Implants Res. 2018 Oct;29 Suppl 18:54-92. doi: 10.1111/clr.13282.
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