Berichte & Studien

KFO bei Paro-PatientInnen – Geht das überhaupt …?

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

PatientInnen, die an Parodontitis erkrankt sind, leiden häufig darunter, dass ihre Zähne durch den Attachmentverlust ihre Position im Zahnbogen verändert haben – also ausgewandert, rotiert und/oder elongiert sind. Sehr häufig sieht man bei Parodontitis-PatientInnen eine aufgefächerte Frontbezahnung mit einem Diastem zwischen den zentralen Schneidezähnen. Daher fragen diese PatientInnen vor oder spätestens nach der parodontalen Therapie sehr häufig nach der Möglichkeit die zumeist unästhetische Zahnstellung wieder zu korrigieren.

Aber Kieferorthopädie bei Parodontitis-PatientInnen – ist das überhaupt möglich? Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2017 (Bertl et al. 2017) hatte sich mit dieser Thematik beschäftigt und die wichtigsten Schlussfolgerungen für die Praxis sind:

  • Zahnbewegungen im entzündeten, nicht-therapierten Parodont führen zu weiterem Attachmentverlust und sollten unter keinen Umständen durchgeführt werden.
  • Der erste Therapieschritt muss daher immer die Behandlung der Parodontitis sein und erst nach Etablierung entzündungsfreier Verhältnisse und optimaler häuslicher Mundhygiene kann mit der kieferorthopädischen Therapie begonnen werden.
  • Denn Zahnbewegungen im entzündungsfreien Zustand führen zu keinem weiteren Attachmentverlust!
  • Während der Kieferorthopädie sollte ein engmaschiger Recall erfolgen. „Engmaschig“ bedeutet zirka alle 2 bis 3 Monate, wobei dies aber natürlich je nach Schweregrad der parodontalen Erkrankung und Compliance des/der PatientIn auch kürzer oder länger sein kann.
  • Bei jedem Recalltermin sollte die häusliche Mundhygiene überprüft werden und gegebenenfalls die Hilfsmittel zur häuslichen Mundhygiene neu angepasst werden.
  • Sollte es während der kieferorthopädischen Behandlung zu einem Rezidiv kommen und wieder erhöhte Sondierungstiefen mit Entzündungsanzeichen vorliegen, muss umgehend die parodontale Therapie wiedereinsetzen und eventuell eine Therapiepause in der Kieferorthopädie erfolgen.
  • Das Ergebnis der kieferorthopädischen Therapie kann auch bei Parodontitis-PatientInnen mit Attachmentverlust auf lange Sicht stabil gehalten werden.

Somit kann die oben gestellte Frage „Kieferorthopädie bei Parodontitis-PatientInnen – ist das überhaupt möglich?“ folgendermaßen beantwortet werden: Ja, Kieferorthopädie bei Parodontitis-PatientInnen ist möglich, aber nur nach erfolgreicher Parodontaltherapie und wenn entzündungsfreie Verhältnisse im Parodont vorliegen!

Referenz

  1. Kristina Bertl, Birte Melsen, Andreas Stavropoulos. Kieferorthopädie bei Parodontitispatienten – Worauf sollte man Acht geben? Inf Orthod Kieferorthop 2017; 49: 11–17 http://dx.doi.org/10.1055/s-0043-101389

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