Gewünschte Endpunkte nach Paro-Therapie …?
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Neben einer Evaluierung der Therapiemethoden wurde beim Perio Workshops 2019 auch besprochen “Was ist eigentlich das Ziel, das wir mit unserer Paro-Therapie verfolgen – aus Behandlersicht aber vor allem auch aus PatientInnensicht?“
Bruno Loos (ACTA, Universität in Amsterdam, Holland) und Ian Needleman (Eastman Dental Institute, Universität in London, England) haben sich diesem Thema angenommen und eine sehr interessante und lesenswerte Übersichtsarbeit basierend auf den Daten von 94 Publikationen verfasst.
Die Paro-Therapie umfasst Mundhygieneinstruktionen, Entfernung von Biofilm und Zahnstein, gegebenenfalls unter Verwendung von Zusätzen (siehe auch: Zusätze in der nicht-chirurgischen Paro-Therapie – Teil I, Teil II, Teil III), und/oder chirurgischer Paro-Therapie; darüber hinaus sollten aber auch Lifestyle-Faktoren (z. B. Rauchen, ungesunde Ernährung, etc.) angesprochen und wenn möglich ins Positive beeinflusst werden.
Was ist nun aber das Ziel der Paro-Therapie? Wir möchten es dem/der PatientIn ermöglichen die eigene Bezahnung ohne weiteren parodontalen Attachmenverlust zu behalten; das bedeutet im Detail:
- Weitere Episoden parodontaler Entzündung vermeiden
- Gingivale Entzündung reduzieren und vermeiden
- Erhöhte Sondierungstiefen reduzieren und vermeiden
- Parodontales Attachment zurückgewinnen
- Zahnverlust verhindern
- Funktion der Bezahnung erhalten
Oder kurz in Zahlen zusammengefasst: Nach aktiver Paro-Therapie möchten wir geringe Sondierungungstiefen (≤ 4 mm), die nicht bluten, und insgesamt sollte der Blutungsindex < 30 % liegen. Erreicht man dieses Ziel, weiß man evidenz-basiert, dass der/die PatientIn eine sehr hohe Chance auf Langzeitstabilität und nur ein sehr kleines Risiko für Zahnverlust aufgrund der Parodontitis hat.
Aber was sind die wichtigen Punkte aus PatientInnensicht? Mit welchen Zielen können wir unsere PatientInnen motivieren? Denn in der Regel finden PatientInnen wenig Motivation an niedrigen Blutungsindices und/oder Sondierungstiefen, dafür umso mehr an:
- Erhöhter Lebensqualität
- Besserem Erscheinungsbild/Ästhetik
- Geringerem Zahnverlust
- Besserer Kaufunktion
- Vorbeugen von systemischen Erkrankungen
- Vermeiden von Zahnschmerzen
- Vermeiden von erneuter aktiver Paro-Therapie
Kurzum auch wenn wir das gleiche Ziel wie unsere PatientInnen verfolgen, definieren wir es oft unterschiedlich und dies gilt es in unserer Kommunikation zu berücksichtigen!
Ihr findet auch weitere Beiträge zu dieser Thematik unter folgenden Links:
Referenz
- Bruno G Loos, Ian Needleman. Endpoints of Active Periodontal Therapy. J Clin Periodontol. 2020. doi: 10.1111/jcpe.13253.
Kommentare