Berichte & Studien

Kariesrisikobestimmung – was macht Sinn?

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

Karies und parodontale Erkrankungen sind die Hauptkrankheiten, mit denen wir in der Zahnmedizin konfrontiert sind. Betrachtet man die Ergebnisse der fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie sieht man zwar für beide Erkrankungen einen positiven Trend, nichtsdestotrotz muss eine erfolgreiche Prophylaxe dieser beiden Erkrankungen unser oberstes Ziel sein! Die Möglichkeiten zur Kariesprophylaxe haben wir in einem früheren Bericht diskutiert („Update zur Kariesprophylaxe!“); hierin soll ein Überblick zu den Tests zur Kariesrisikobestimmung gegeben werden.

Die Idee von Tests zur Bestimmung des Kariesrisikos unserer PatientInnen besteht darin, möglichst frühzeitig die RisikopatientInnen zu identifizieren und mittels beispielsweise engmaschigeren Recalls und/oder entsprechenden Kariesprophylaxemaßnahmen gegen zu steuern. Die meisten Tests zur Kariesrisikobestimmung sind Speicheltests; dieses Medium bietet sich an, da Speichel nicht invasiv und sehr einfach entnommen werden kann.

Grob unterscheidet man „nicht-bakterielle“ und „bakterielle“ Speicheltests zur Kariesrisikobestimmung. Bei den „nicht-bakteriellen“ Speicheltests können beispielsweise die Fließrate und die Pufferkapazität des Speichels bestimmt werden. Hier gilt eine geringe Fließrate und eine geringe Pufferkapazität als Risiko zur Kariesentstehung. Bei den „bakteriellen“ Speicheltests wird das Vorhandensein von stark kariogenen Bakterien bestimmt; diese sind vorwiegend Streptococcus mutans und Laktobazillen (siehe auch: „Streptococcus mutans – Der Karieskeim!“). Hier gilt wiederum eine hohe Anzahl dieser stark kariogenen Bakterien als Risiko.

Diese Tests bieten uns die Möglichkeit das Risiko genauer abschätzen zu können, aber sollten nicht als alleinige Maßnahme zur Risikobestimmung eingesetzt werden, denn ohne die Beurteilung zusätzlicher klinischer Parameter ist deren Aussagekraft eingeschränkt. So sollten für die individuelle Beurteilung des Kariesrisikos mehrere Faktoren kombiniert betrachtet werden:

  • Karieserfahrung und aktive Initialläsionen
  • Schlechte Mundhygiene und hohe Plaque-Neubildungsrate
  • Hoher Konsum klebriger und zuckerhaltiger Nahrung
  • Geringe Fluoridzufuhr
  • Geringe Speichelfließrate
  • Geringe Pufferkapazität
  • Hohe Rate von Streptococcus mutans
  • Hohe Rate von Laktobazillen

So sieht man, dass die vier zuletzt genannten Punkte mit Kariesrisikotests abgedeckt werden können, aber sie sollten eben immer gemeinsam mit den anderen Faktoren betrachtet werden!

Referenz

  1. Hennings J. Aktuelle mikrobiologische Methoden zur Bestimmung des Kariesrisikos. ZWR – Das Deutsche Zahnärzteblatt 2019; 128: 20–24

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