Berichte & Studien

Interview mit Prof. Stavropoulos

* Erstveröffentlichung: Dental Asia November/December 2019 (gekürzt)

Die 17. Bienniale Konferenz der IAP in Bangkok bot eine Reihe an Vorträgen und Workshops im Bereich der Parodontologie. Neben der Diskussion über neue Entwicklungen und aktuelle Vorgehensweisen zur Behandlung parodontaler Erkrankungen wurden tiefere Einblicke in die Zusammenhänge zwischen systemischen und parodontalen Erkrankungen sowie therapeutische Ansätze gezeigt. Ein Praxistag bot interaktive Workshops mit der Möglichkeit, von renommierten Experten in ihren jeweiligen Fachgebieten zu lernen und Patientenfälle zu besprechen.

Prof. Stavropoulos, Ihr Workshop „Management of peri-implantitis: a pragmatic approach“ (Behandlung von Periimplantitis: ein pragmatischer Ansatz) vereint theoretisches Wissen mit praktischer Anwendung. Unter anderem vermitteln Sie zahlreiche Techniken zur Verwendung verschiedener Instrumente und Geräte.

Was ist Ihre Motivation, immer wieder diese interaktiven Workshops durchzuführen, insbesondere in unterschiedlichen Teilen der Welt?

AS: Periimplantitis tritt bei Patienten mit Implantaten sehr häufig auf und in Fachkreisen hat man erst vor relativ kurzer Zeit damit begonnen, dies entsprechend zu diagnostizieren. Zuvor wurden Implantate als von Dauer betrachtet und sollten nicht verändert werden, d. h. die Taschen um das Implantat wurden nicht untersucht. Wahrscheinlich bestehen weltweit keine großen Unterschiede in der Prävalenz dieser Erkrankung, aber in Europa sind wir wohl stärker auf das Problem sensibilisiert und suchen im Vergleich, zu anderen Teilen der Welt, eher nach möglichen Anzeichen einer Periimplantitis. Zudem ist die Behandlung einer Periimplantitis nicht ganz einfach und es gibt keine Standardtherapie, wie bei der Behandlung von Parodontitis. Wenn man jedoch einige wichtige Aspekte der Erkrankung berücksichtigt, einen pragmatischen Ansatz verfolgt und dementsprechende Erwartungen hat, dann sind die klinischen Ergebnisse in den meisten Fällen tatsächlich ziemlich gut. Ich denke, es liegt in unserer Pflicht, unsere Kollegen zu diesem Thema aufzuklären, wenn es die Gelegenheit dazu gibt – unabhängig davon, wo in der Welt man sich befindet.

Fig.1: Prof. Stavropoulos zeigt ein Video eines Patientenfalls während des Einführungsvortrags des Workshops.
Fig.2: Prof. Stavropoulos hilft den Teilnehmern während des Praxisteils des Workshops, indem er Techniken zeigt, Anwendungen überwacht und Tipps gibt.

Können Sie uns Ihren Workshop kurz beschreiben?

AS: Der Workshop beginnt immer mit einem Vortrag zu den Grundlagen der Diagnose, Ätiologie und Pathogenese periimplantärer biologischer Komplikationen, sowie den wichtigen Parametern, die die Progression und/oder das Behandlungsergebnis beeinflussen. Ich verwende viele Videos klinischer Eingriffe und mehrere Patientenfälle, damit die Teilnehmer sehen können, wie diese Verfahren in der Klinik durchgeführt werden, und wie die Behandlungsergebnisse aussehen. Außerdem gibt es praktische Übungen unter Verwendung speziell entwickelter Kunststoffmodelle mit Weichgewebeimitation und verschiedenen Arten von periimplantären Knochendefekten. So können verschiedene Operationstechniken geübt werden – von resektiv bis regenerativ.

Abhängig vom zeitlichen Rahmen (halb- oder ganztägiger Workshop) dauert der Vortrag ein bis zwei Stunden und der praktische Teil zwei bis vier Stunden. Es gibt immer gute Partner in der Branche, die die Workshops mit den modernsten Instrumenten/Geräten und einer Vielzahl regenerativer Produkte unterstützen. Ohne diese Partner wären die Workshops nicht möglich.

Gibt es eine besondere Botschaft oder Kompetenzen, die Sie Ihren Teilnehmern in dem Workshop vermitteln möchten?

AS: Eine sehr wichtige Botschaft ist, dass man bei der Mehrheit der Periimplantitisfälle keine Zeit verlieren sollte, um „zu sehen, wie es sich ohne Eingriff entwickelt“, sondern gleich einen chirurgischen Ansatz wählen sollte. Ich erwarte auch, dass die Teilnehmer erkennen, welcher chirurgische Ansatz – resektiv oder regenerativ – bei jeder spezifischen Indikation angewendet werden sollte.

Bedeutet die Diagnose Periimplantitis Ihrer Erfahrung nach immer „kein“ Implantat auf lange Sicht?

AS: Obwohl es nicht viele Studien mit langfristigen Daten zu Periimplantitis-Behandlungen gibt, gehe ich davon aus, dass erfolgreich behandelte Periimplantitisfälle mehrere Jahre erhalten bleiben können, vorausgesetzt die Patienten führen eine effiziente Mundhygiene durch und befolgen ein individuell angepasstes unterstützendes Therapieschema. Es kommt oft vor, dass Implantate im Vergleich zu Zähnen, durch die prothetische Rekonstruktion, für den Patienten schwieriger zu reinigen sind und das ist natürlich ein Problem.

Wie Sie bereits erwähnten, gibt es keine Standardbehandlung für Periimplantitis. Sollten die Behandlungen Ihrer Meinung nach geplant und an jeden einzelnen Patientenfall angepasst werden? Wie wird entschieden, ob ein chirurgischer oder nicht-chirurgischer (konservativer) Ansatz verfolgt werden sollte?

AS: Man muss einige wichtige Parameter berücksichtigen, die die Progression bzw. das Behandlungsergebnis beeinflussen, und häufig bei jedem Implantat und Patienten anders sind, und entsprechend handeln. Was die meisten dieser Fälle jedoch gemeinsam haben, ist, dass ein chirurgischer Eingriff zur erfolgreichen Behandlung von Periimplantitis nötig ist.

Die Kursteilnehmer üben die verschiedenen chirurgischen Techniken an speziell entwickelten Periimplantitis-Modellen mit Weichgewebeimitation
Fig.3: Die Kursteilnehmer üben die verschiedenen chirurgischen Techniken an speziell entwickelten Periimplantitis-Modellen mit Weichgewebeimitation.
Ein Kursteilnehmer testet das Proxeo Aura Pulverstrahlgerät
Fig.4: Ein Kursteilnehmer testet das Proxeo Aura Pulverstrahlgerät.

Welche Geräte/Instrumente bevorzugen Sie persönlich für die Behandlung von Periimplantitis? Gibt es einen speziellen Grund für Ihre Wahl – und würden Sie uns diesen verraten? Wie wichtig sind praktische Schulungen mit diesen Geräten/Instrumenten, ist das Lesen des Handbuchs oder eine Demonstration nicht ausreichend?

AS: Für Periimplantitis-Behandlungen verwende ich sehr gerne Pulverstrahlgeräte, besonders Geräte mit einer flexiblen Spitze zur subgingivalen Anwendung. Sie sind sehr effizient bei der Entfernung von Biofilm und sehr anwender- und patientenfreundlich. Die nicht-chirurgische Behandlung unter Anwendung von Pulverstrahl wird beispielsweise meist ohne Narkose durchgeführt. Ich arbeite auch gerne mit piezochirurgischen Instrumenten, wenn autogene Knochenfragmente (Späne) bei einem regenerativen Ansatz entnommen werden müssen, sowie in Fällen, bei denen ein Implantat mit Periimplantitis herausgenommen werden muss, aber noch so stark osseointegriert ist, dass es nicht ohne ein Explantationskit entfernt werden kann; dies kann manchmal im Unterkiefer auftreten. In diesem Kontext verleihen praktische Schulungen mit diesen Geräten durchaus ein gutes Gefühl, wie die Arbeit in der Klinik aussieht; es ist definitiv nicht dasselbe, das Instrument in der Hand zu halten, zu sehen und zu fühlen, wie es funktioniert, als nur die Bedienungsanleitung zu lesen. Während einer praktischen Schulung können die Teilnehmer den Kursleiter zu persönlichen Erfahrungen und Tipps/Tricks befragen, die in einer Broschüre schwer zu beschreiben sind. Außerdem sind bei den Workshops normalerweise Vertreter der Branche anwesend, die alle möglichen technischen Fragen beantworten können, welche die Kollege haben.

Wir danken Ihnen für diese Einblicke. Wir hoffen auf weitere gut besuchte und effektive Workshops und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg für die Zukunft!

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