ISQ als Leitfaden für Implantatversorgungen

Dr Trasarti teilt mit uns sein Protokoll und seine klinischen Erkenntnisse

Langfristiger Erfolg in der Implantattherapie ist ein Ziel, das alle Kliniker anstreben. Grundlegend dafür sind die korrekte Implantatinsertion, die Aufbereitung des OP-Feldes und eine gute Osseointegration nach der Insertion. Obwohl ein Drehmomentwert eine Grundvoraussetzung für die Primärstabilität ist, liefert er allein keine vollständigen Informationen für den Kliniker. Das Insertionsdrehmoment ist ein sehr wichtiger Parameter. Wir wissen, dass ein niedriges oder hohes Drehmoment für die Osseointegration des Implantats kontraproduktiv ist, weshalb wir immer hoffen, Drehmomentwerte zwischen 25 und 45 Ncm zu erreichen. Obwohl dieser Parameter wichtig ist, wird er leider nur während des chirurgischen Eingriffs gemessen und erlaubt uns nicht, wie der ISQ-Wert, einen objektiven, nicht vom Chirurgen abhängigen Wert zu erhalten.

Bedeutung der ISQ-Werte

Die Kenntnis der ISQ-Werte ist von grundlegender Bedeutung für die Beurteilung sowohl der primären Implantatstabilität (mechanische Stabilität) als auch der sekundären Implantatstabilität (biologische Stabilität oder Osseointegration). Dieses Wissen kann sich direkt auf den Zeitpunkt der prothetischen Rehabilitation auswirken und das Vertrauen der Kliniker, unabhängig von ihrem Erfahrungsstand, stärken. Es handelt sich um ein einfaches, leicht transportierbares und völlig nicht-invasives Diagnoseinstrument, das präzise Informationen liefert, die für fundierte Entscheidungen und den Erfolg einer implantatchirurgischen Behandlung erforderlich sind.

Funktionen des ISQ-Geräts

Genauer gesagt, sendet das ISQ-Gerät magnetische Impulse aus, um einen so genannten SmartPeg in Schwingung zu versetzen. Der SmartPeg ist an der prothetischen Verbindung des Implantats befestigt. Die Resonanzfrequenz des SmartPeg wird vom ISQ-Gerät gemessen, um den ISQ-Wert (Implantat-Stabilitäts-Quotient, der zwischen 0 und 99 liegt) zu bestimmen. Je höher die Resonanzfrequenz, desto höher ist der ISQ-Wert.

Protokoll zur Verwendung von Osstell

Obwohl Osstell gut bekannt ist, habe ich ein spezielles Protokoll* zur Anwendung veröffentlicht. Unter Klinikern herrscht große Verwirrung über den Zeitpunkt der Messung; einige bevorzugen sie vor der prothetischen Belastung, andere zum Zeitpunkt der Implantation und wieder andere nur im Zweifelsfall. Ich habe begonnen, sie in verschiedenen klinischen Situationen anzuwenden, von der Implantation ohne Knochenaufbau bis hin zu Fällen, die eine Regeneration erfordern. Dabei stellte ich fest, dass bei Patienten desselben Alters und derselben chirurgischen Behandlung der Zeitpunkt einer guten Osseointegration unterschiedlich sein kann, wenn sie dieselbe Implantataufbereitung erhalten. Bei einigen Patienten konnte ich die Rehabilitation beschleunigen, bei anderen musste ich warten.

Klinische Anwendungen und Ergebnisse

Sie könnten zum Beispiel einen Sinuslift mit 2-3 mm Restknochen in Erwägung ziehen und glauben, den richtigen Zeitpunkt für die Belastung des Implantats zu kennen. In anderen Fällen kann es sich um Implantate nach einer Extraktion oder um Fälle handeln, die einen Knochenaufbau erfordern. Dies kann zum Beispiel in einfachen Fällen, in Fällen nach einer Extraktion oder nach einem Knochenaufbau der Fall sein, um sowohl die Stabilität des Implantats zum Zeitpunkt der Insertion als auch die sekundäre Stabilität infolge der Osseointegration genau zu kennen.

Nach dem gleichen chirurgischen Ansatz an der gleichen anatomischen Stelle oder bei der gleichen Knochenregeneration kann die Osseointegration von Patient zu Patient variieren. Ziel ist es, ein individuelles Protokoll festzulegen, mit dem entweder die Rehabilitationszeit sicher verkürzt oder die Behandlung verzögert werden kann, um eine gute Regeneration um das Implantat herum zu gewährleisten und so Komplikationen zu vermeiden.

Faktoren, die die ISQ-Werte beeinflussen

Natürlich ist die korrekte Vorbereitung des Operationsgebietes entscheidend, aber es gibt viele klinische und systemische Parameter des Patienten, die den ISQ-Wert beeinflussen, wie z. B. Implantatposition, Durchmesser und Länge, Insertionsdrehmoment, Makrodesign, Knochenqualität an der Insertionsstelle, ein transplantiertes oder natürliches Knochenareal, die durch systemische oder klinische Bedingungen beeinflusste Vaskularisierung des Knochens und das Vorliegen einer Pathologie.

Zu viele Parameter, die sowohl für Anfänger als auch für Experten unmöglich gleichzeitig zu kontrollieren sind. In dieser Hinsicht erweist sich das Osstell Beacon als ein unschätzbares Werkzeug in den Händen des Chirurgen.

Neben dem grundlegenden klinischen Nutzen ist auch der Vorteil einer genauen Registrierung und Dokumentation zu erwähnen, die sowohl aus rechtlicher als auch aus statistischer Sicht gültig ist. Durch die Dokumentation der Patientendaten in einer von Osstell angebotenen Software kann ich Informationen mit meinen Kollegen und anderen Mitarbeitern austauschen, um das richtige individuelle Rehabilitationsprotokoll für diesen Patienten zu ändern und zu definieren sowie unser chirurgisches Protokoll zu verbessern.

Schlussfolgerung

Das eigentliche klinische Problem, das durch dieses Protokoll gelöst wird, besteht darin, dass wir den Grad der Osseointegration und der Implantatstabilität vor der prothetischen Phase nicht nur bei der Implantatinsertion, sondern während des gesamten therapeutischen Verlaufs des Implantats beurteilen müssen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Instrument in allen klinischen Situationen, die auftreten können, anwendbar ist. Meiner Erfahrung nach verwende ich es bei Implantaten nach einer Extraktion, bei Implantaten aus nativem Knochen ohne regenerative Verfahren oder bei Sinuslift-Verfahren und natürlich bei der Knochenregeneration, um die Osseointegration und die Stabilität des Ergebnisses im Laufe der Zeit zu verfolgen.

Referenzen

1. *Trasarti S., Toti P. et al. Specific use of the implant stability quotient as a guide to improve healing for patients who had undergone rehabilitation with fixed implant-supported dental prostheses J Stomatol Oral Maxillofac Surg. 2023 Oct;124(5):101528. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37301374/
2. Corresponding to:
   STEFANO TRASARTI
   info@implantologiavanzata.com
   www.implantologiavanzata.com
   www.marienklinik.it