Berichte & Studien

Stress & schlechter Schlaf = noch mehr Parodontitis…?

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

Stress definiert als eine Situation, die die/der Betroffene als bedrohend und/oder nicht kontrollierbar empfindet, sowie Schlafstörungen und schlechte Schlafqualität sind ohne Zweifel zwei schwerwiegende Probleme in der heutigen Gesellschaft.

Stress & schlechter Schlaf = noch mehr Parodontitis …?
Stress & schlechter Schlaf = noch mehr Parodontitis …?

Sowohl Stress als auch eine schlechte Schlafqualität haben direkte und indirekte negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit. So können beide beispielsweise die Funktion des Immunsystems direkt negativ beeinträchtigen. Sowohl Stress als auch eine schlechte Schlafqualität können aber auch indirekt negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben; durch das „Fördern“ von schlechten Gewohnheiten (z. B. reduzierte körperliche Betätigung, erhöhter Tabak- und Alkoholkonsum etc.).

Im medizinischen Bereich zeigte sich auch bereits, dass das zeitgleiche Vorhandensein von Stress und einer beeinträchtigten Schlafqualität eine multiplikative negative Wirkung beispielsweise auf die Mortalitätsrate bei kardiovaskulären Erkrankungen haben kann. Wie schaut das aber bei Parodontitis aus?

Eine italienische Forschergruppe beschäftigte sich kürzlich mit genau dieser Frage (Marruganti et al. 2024). Hierfür wurden in einer Querschnittsstudie insgesamt 235 TeilnehmerInnen zahnärztlich untersucht. Zusätzlich wurde anhand von validierten Fragebögen der Stresslevel sowie die Schlafqualität erhoben.

Die Studienpopulation setze sich aus ca. 58 % Frauen und 46 % RaucherInnen zusammen. Es zeigten sich folgende interessante Ergebnisse:

  • 52 % der Population gaben einen moderaten bis hohen Stresslevel und 48 % der Population eine schlechte Schlafqualität an.
  • Parodontitis Stadium III/IV war signifikant assoziiert mit einem moderaten bis hohen Stresslevel.
  • Parodontitis Stadium III/IV war signifikant assoziiert mit einer schlechten Schlafqualität.
  • Die Kombination aus moderatem bis hohem Stresslevel und schlechter Schlafqualität zeigte eine multiplikative negative Auswirkung auf das Auftreten einer Parodontitis und war unabhängig von der Mundhygiene der PatientInnen. Bei Vorliegen beider Risikofaktoren war das Risiko für eine Parodontitis Stadium III/IV ca. 6-fach erhöht.

Sowohl ein moderater bis hoher Stresslevel als auch eine schlechte Schlafqualität haben eine negative Auswirkung auf das Auftreten einer Parodontitis; dies verschlechtert sich vermutlich noch weiter, wenn beide Risikofaktoren gemeinsam vorliegen. Das sollten wir in der Stufe 1 der Parodontaltherapie berücksichtigen, in der wir Risikofaktoren für eine Parodontitis so gut wie möglich gemeinsam mit der/dem PatientIn reduzieren möchten.

Referenz

  1. Marruganti C, Gaeta C, Romandini M, et al. Multiplicative effect of stress and poor sleep quality on periodontitis: A university-based cross-sectional study. J Periodontol. 2024;95:125–134.

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