Berichte & Studien

Zahn oder doch Implantat …?

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA


Schwer parodontal kompromittierte Zähne behalten oder doch durch ein Implantat ersetzen? Diese Frage stellt sich leider sehr oft in unserem Klinikalltag, und nachdem es sich bei einer Implantattherapie um eine sehr kostspielige Behandlung handelt, kommt natürlich auch die Frage auf, ob einer der zwei Möglichkeiten – 1) Zahn behalten oder 2) durch ein Implantat ersetzen – für die/den PatientIn günstiger ist?

Zahn oder doch Implantat…?
Zahn oder doch Implantat…?

Die Beantwortung der Frage zur Kosteneffizienz hängt natürlich sehr vom jeweiligen Gesundheitssystem ab, aber nichtsdestotrotz hat sich eine Forschungsgruppe aus Canada (Nagpal et al., 2024) mit dieser Frage beschäftigt und anhand einer systematischen Literatursuche die verfügbare Evidenz zu dieser Thematik zusammengefasst.

Wenn man sich mit dieser Thematik beschäftigt, muss man natürlich mehrere (Kosten-)Faktoren berücksichtigen:

  • Kosten für die Implantatbehandlung (chirurgisch und prothetisch)
  • Kosten für etwaige Parodontalchirurgie
  • Kosten für die unterstützende Parodontal- und Implantattherapie
  • Kosten bei etwaigen Komplikationen
  • u. v. m.

Nagpal und KollegInnen konnten insgesamt 12 Studien zu dieser Thematik identifizieren, wovon 9 Studien sich mit der Kosteneffizienz Zähne bei parodontal schwer kompromittierten PatientInnen zu behalten befassten und 3 Studien sich mit der Kosteneffizienz parodontal kompromittierte Zähne durch Implantate zu ersetzen beschäftigten. Es zeigten sich zwei sehr wichtige Schlussfolgerungen: 1) Aus finanzieller Sicht ist es günstiger, die eigenen Zähne zu behalten; und 2) den größten Kostenfaktor stellt auf lange Sicht die unterstützende Parodontaltherapie dar.

Der erste Punkt gibt uns eine klare Antwort auf unsere oben gestellte Frage, während beim zweiten Punkt noch eine wichtige Information ergänzt werden sollte: Selbst wenn einzelne parodontal schwer kompromittierte Zähne durch Implantate ersetzt werden, bedeutet das für die allermeisten PatientInnen nicht, dass keine unterstützende Parodontaltherapie mehr notwendig sei – im Gegenteil! Eine unterstützende Parodontaltherapie ist zumeist trotzdem notwendig und zusätzlich stellen PatientInnen mit positiver Parodontitisanamnese RisikopatientInnen für periimplantäre Erkrankungen dar. Das wiederum bedeutet, dass gerade bei ParodontitispatientInnen auch für Implantate eine regelmäßige und eher engmaschige unterstützende Parodontal- und Implantattherapie durchgeführt werden muss und es somit beim kostenintensivsten Punkt (unterstützende Parodontaltherapie) eigentlich zu keiner Ersparnis kommt, wenn man die Implantatlösung wählt. Darüber hinaus sollte man sich bewusst sein, dass Implantatlösungen zusätzlich sehr häufig mechanische und/oder biologische Komplikationen erleiden, die wiederum die Kosten auf Seite der Implantatlösung in die Höhe treiben!

Referenz

  1. Nagpal D, Ibraimova L, Ohinmaa A, Levin L. The cost-effectiveness of tooth preservation vs implant placement in severe periodontal disease patients: a systematic review. Quintessence Int. 2024 Jan 23;55(1):76-85. doi: 10.3290/j.qi.b4500025.

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