Berichte & Studien

Soziale Teilhabe in der Gesellschaft auch ohne Zähne?

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

Die Bevölkerung in Europa wird zunehmend älter, so waren beispielsweise 2022 ca. 21 % der Bevölkerung ≥ 65 Jahre alt und man schätzt, dass es im Jahre 2050 rund 30 % sein werden. Umso wichtiger wird es, dass auch in der älteren Bevölkerungsschicht so viele wie möglich so lange wie möglich gesund bleiben – physisch und psychisch. Eine aktive soziale Teilhabe in der Gesellschaft auch im höheren Alter hat zahlreiche positive Effekte:

  • höhere Lebenserwartung
  • geringerer kognitiver Abbau
  • besseres Wohlbefinden
  • höhere Selbstständigkeit und Funktionalität
  • etc.
Soziale Teilhabe in der Gesellschaft auch ohne Zähne?
Soziale Teilhabe in der Gesellschaft auch ohne Zähne?

In einem früheren Bericht („Zähne weg, Lebensqualität weg …?“) zeigte sich, dass Zahnverlust zu einer Verschlechterung der mundbezogenen Lebensqualität führt, aber auch, dass der Ersatz fehlender Zähne wiederum zu einer signifikanten Verbesserung führen kann. Zähne sind schlichtweg ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens – fürs Essen, Sprechen, Lachen, Gesichtsausdrücke – kurzum für eine positive Interaktion miteinander.

Führt Zahnverlust im höheren Alter aber tatsächlich dazu, dass man sich zurückzieht und seltener traut, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben? Dieser Frage ist eine Forschungsgruppe aus Japan und England nachgegangen und es wurde ein sehr großer Datenpool aus Japan untersucht (Cooray et al. 2023). Im Detail wurden die Daten von fast 25.000 JapanerInnen über einen Zeitraum von 6 Jahren untersucht; alle TeilnehmerInnen waren ≥ 65 Jahre alt. Die Ergebnisse zeigten, dass folgende Faktoren einen negativen Einfluss auf die regelmäßige soziale Teilhabe in der Gesellschaft hatten:

  • höheres Alter
  • männliches Geschlecht
  • niedrigeres Einkommen
  • niedrigerer Bildungsgrad
  • selbst-empfundener schlechterer Gesundheitszustand

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren zeigte sich, dass auch Zahnlosigkeit oder nur wenige verbliebene eigene Zähne zu einer signifikant geringeren regelmäßigen sozialen Teilhabe in der Gesellschaft führten. Im Gegenzug konnte aber ein Erhalt von zumindest 20 Zähnen eine signifikante Verbesserung der sozialen Teilhabe erzielen.

Diese Daten basieren auf der japanischen Bevölkerung, und natürlich gibt es gerade in Bezug auf soziale Teilhabe in der Gesellschaft vermutlich Unterschiede im Vergleich zu Europa, aber auch innerhalb der europäischen Länder. Nichtsdestotrotz bestätigen diese Daten einmal mehr, dass die Zähne ein wichtiger Teil unseres Körpers sind und dass deren Verlust zahlreiche Folgen haben kann – physischer und psychischer Natur.

Referenz

  1. U. Cooray, G. Tsakos, A. Heilmann, R.G. Watt, K. Takeuchi, K. Kondo, K. Osaka, J. Aida. Impact of Teeth on Social Participation: Modified Treatment Policy Approach. Journal of Dental Research 2023, Vol. 102(8) 887–894.

Kommentare