Zähneputzen in nur 10 Sekunden?
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Wie in einem vorangegangenen Bericht diskutiert, stellt „richtiges“ Zähneputzen unsere PatientInnen nach wie vor vor eine Herausforderung. Dementsprechend groß ist das Interesse in der heutigen Zeit alles zu automatisieren, zu vereinfachen und zu beschleunigen. Vor einigen Jahren ist daher auch die Idee aufgekommen, ein Gerät zu erstellen, dass alle Zähne automatisch auf einmal und innerhalb nur weniger Sekunden putzen könnte. Ein solcher Prototyp wurde beispielsweise in Österreich erzeugt, aber erwies sich im Rahmen einer klinischen Studie (Schnabl et al. 2021) noch als zu ineffizient. Einige Mängel dieses Prototyps wurden von anderen Firmen aufgegriffen und der Versuch gestartet, die Idee zu verbessern. So wurden beispielsweise in einem französischen Produkt Nylonborsten verwendet, die in 45° zur Gingiva geneigt ausgerichtet sind, um die BASS-Technik besser imitieren zu können. Diese automatische Zahnbürste wurde nun im Rahmen einer klinischen Studie getestet (Keller et al. 2023).
Insgesamt nahmen 20 Personen an dieser Studie teil, die als Cross-over Studie geplant worden war. Das bedeutet, alle TeilnehmerInnen putzten in 2 Durchgängen nach je 3 Tagen ohne häusliche Mundhygiene entweder mit der automatischen Zahnbürste oder mit einer Handzahnbürste. Die Putzdauer betrug 5 Sekunden pro Kiefer (also insgesamt 10 Sekunden) mit der automatischen Zahnbürste und maximal 4 Minuten mit der Handzahnbürste. In einem dritten Durchlauf wurde nochmals mit der automatischen Zahnbürste geputzt, aber 15 Sekunden pro Kiefer (also insgesamt 30 Sekunden). Die Autoren kamen zu folgenden Ergebnissen:
- Zähneputzen mit einer Handzahnbürste führte zu signifikant geringeren Plaquewerten im Vergleich zu 10 Sekunden Zähneputzen mit der automatischen Zahnbürste.
- Die Handzahnbürste war der automatischen Zahnbürste vor allem im marginalen und interdentalen Bereich überlegen.
- Wurde die Putzzeit mit der automatischen Zahnbürste auf 30 Sekunden erhöht, lag kein signifikanter Unterschied mehr zwischen der Handzahnbürste und der automatischen Zahnbürste vor.
- Die automatische Zahnbürste war jedoch bei 95 % der TeilnehmerInnen zu kurz und reinigte daher die zweiten Molaren nicht vollständig. Zusätzlich wurde der marginale Gingivarand bei einem Drittel der TeilnehmerInnen nicht von den Borsten der automatischen Zahnbürste erreicht.
Kurzum, obwohl automatische Zahnbürsten ein vielversprechendes Potenzial haben, müssen wir leider noch zukünftige Weiterentwicklungen abwarten, bevor wir sie mit gutem Gewissen unseren PatientInnen empfehlen können. Die Mängel liegen momentan vor allem noch in der Individualisierung für unterschiedlichen Kiefergrößen und Zahnstellungen, im Interdentalraumbereich sowie in der Wahl der optimalen Putzdauer.
Referenz
- Keller M, Keller G, Eller T, Sigwart L, Wiesmüller V, Steiner R, Offermanns V, Kapferer‐Seebacher I. Cleansing efficacy of an auto‐cleaning toothbrushing device with nylon bristles: a randomized‐controlled pilot study. Clinical Oral Investigations (2023) 27:603–611. Schnabl D, Wiesmuller V, Honlinger V, Wimmer S, Bruckmoser E, Kapferer-Seebacher I. Cleansing efficacy of an auto- cleaning electronic toothbrushing device: a randomized-controlled crossover pilot study. Clin Oral Investig (2021) 25:247–253.
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