Periimplantäre Mukositis- sind chemische Zusätze effektiv?
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Im Herbst 2022 fand der 18. Europäische Workshop zur Parodontologie statt. Thema dieses Workshops war die Behandlung von periimplantären Erkrankungen – sowohl periimplantäre Mukositis als auch Periimplantitis.
Prinzipiell gilt periimplantäre Mukositis an Implantaten als das Pendant zu Gingivitis an natürlichen Zähnen. Jedoch gibt es in zahlreichen Aspekten doch einige entscheidende Unterschiede zwischen diesen zwei Erkrankungen und einer davon ist die deutlich geringere Erfolgsrate der Therapie einer periimplantären Mukositis gegenüber jener einer Gingivitis. Dies ist auf zahlreiche Faktoren zurückzuführen, wie beispielsweise Beschaffenheit und Dicke der periimplantären Weichgewebssituation, Zugang zur häuslichen Mundhygiene, Zugang zur mechanischen Reinigung, etc. Um die Erfolgsrate nach der Therapie einer periimplantären Mukositis zu verbessern, greift man gerne auf chemische Zusätze zurück. Doch haben diese chemischen Zusätze tatsächlich einen signifikant positiven Effekt im Vergleich zum alleinigen Debridement?
Eine Gruppe im Rahmen dieses 18. Workshops beschäftigte sich mit genau dieser Frage (Dommisch 2022). Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit fassten sie die vorhandene Evidenz zu dieser Thematik zusammen. Sie inkludierten dabei nur Studien mit zumindest 3-monatigem Follow-up und das Produkt musste in der zahnärztlichen Praxis appliziert werden; das heißt keine häusliche, vom/von der PatientIn durchgeführte Applikation. Doch etwas überraschend konnten lediglich 7 Studien inkludiert werden; 5 Studien mit zusätzlicher photodynamischer Therapie und je eine Studie mit Chlorhexidin (0,12 %) beziehungsweise Natriumhypochlorit (0,95 %) als chemischer Zusatz.
Leider sind die Ergebnisse sehr einfach und schnell zusammengefasst. Basierend auf den inkludierten Studien konnte kein entscheidender Effekt der getesteten Produkte gezeigt werden, das heißt, das Therapieergebnis der mechanischen Reinigung bei PatientInnen mit periimplantärer Mukositis wurde durch die getesteten chemischen Zusätze nicht verbessert.
Kurzum, die Therapieempfehlung bei PatientInnen mit periimplantärer Mukositis ist in erster Linie nach wie vor: 1) Optimierung des Zugangs zur häuslichen Mundhygiene und optimale Schulung der PatientInnen, und 2) mechanische Reinigung der prothetischen Versorgung. Zusätzlich empfiehlt sich ein engmaschiges Follow-up, da man eben mit einer geringeren Erfolgsrate rechnen muss und auch häufiger mit einem Rezidiv.
Referenz
- Dommisch, H., Hoedke, D., Valles, C., Vilarrasa, J., Jepsen, S., & Pascual La Rocca, A. (2022). Efficacy of professionally administered chemical agents as an adjunctive treatment to sub-marginal instrumentation during the therapy of peri-implant mucositis. Journal of Clinical Periodontology, 1–15.
Kommentare