Parodontale Diagnose leicht gemacht!
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
Im Jahr 2018 wurde die neue Klassifikation für parodontale und periimplantäre Erkrankungen veröffentlicht und enthielt einige grundlegende neue Aspekte im Vergleich zur Klassifikation von 1999. Dies brachte in der Diagnosestellung zwangsläufig einige Neuheiten mit sich und dementsprechend dauert es natürlich auch ein wenig bis, man wirklich wieder alle Aspekte „verinnerlicht“ hat, um rasch und ohne Zweifel zu einer korrekten Diagnose zu kommen. Daher kann aber auch jede einfache Hilfestellung zielführend und eine gute Unterstützung im Klinikalltag sein!
Eine Forschungsgruppe aus Thailand (Pakdeesettakul et al. 2022) hat sich mit genau dieser Thematik beschäftigt und untersucht, ob ein relativ einfacher Flowchart in der Umsetzung der neuen Klassifikation für parodontale Erkrankungen helfen kann. Hierfür wurden 25 Fälle (Fälle mit parodontaler Gesundheit, Gingivitis und Parodontitis) ausgewählt, die von einer Expertengruppe zuvor als „eindeutig“ eingestuft worden waren. Diese Fälle wurden von insgesamt 152 TeilnehmerInnen beurteilt; die TeilnehmerInnen waren ZahnmedizinstudentInnen, ParodontologInnen in Ausbildung und erfahrene ParodontologInnen. Alle TeilnehmerInnen beurteilten alle Fälle einmal nur mit den Publikationen zur neuen Klassifikation als Hilfestellung und einmal mit einem zusätzlichen einfachen Flowchart.
In der Auswertung wurde einerseits die korrekte Klassifizierung als „parodontal gesund“, „Gingivitis“ oder „Parodontitis“ beurteilt als auch die korrekte vollständige Klassifikation (z. B. Parodontitis Stadium III Grad B). Es zeigten sich folgende interessante Ergebnisse:
- Die korrekte Klassifizierung als „parodontal gesund“, „Gingivitis“ oder „Parodontitis“ funktionierte mit und ohne Flowchart gut; lediglich für Zahnmedizinstudentinnen führte auch hier der Flowchart zu einer zusätzlichen Verbesserung.
- Ein zusätzlicher Flowchart half signifikant häufiger die richtige vollständige Diagnose zu stellen, im Speziellen bei Parodontitisfällen.
- Die Erfahrung der TeilnehmerInnen spielte eine Rolle bei der Erstellung der korrekten vollständigen Diagnose; ParodontologInnen in Ausbildung und erfahrene ParodontologInnen erzielten bessere Ergebnisse als ZahnmedizinstudentInnen.
- Die TeilnehmerInnen gaben an, dass der Flowchart ihnen mehr Selbstvertrauen beim Erstellen der vollständigen Diagnose gab.
Zusammengefasst ist die Etablierung eines neuen Klassifikationssystems im Klinikalltag immer eine gewisse Herausforderung, aber natürlich machbar! Kleine Hilfsmittel, wie eben beispielsweise dieser Flowchart, können eine gute Hilfestellung sein, die man auch leicht im Behandlungsraum wo anbringen kann. Und letztendlich ist die Etablierung einer neuen Klassifikation auch eine Erfahrungs- und Übungssache!
Mehr Informationen zu der neuen Klassifikation finden sich beispielsweise auch auf diesen Seiten:
Referenz
- Suphakan Pakdeesettakul, Orawan Charatkulangkun, Attawood Lertpimonchai, Hom-Lay Wang, Pimchanok Sutthiboonyapan. Simple flowcharts for periodontal diagnosis based on the 2018 new periodontal classification increased accuracy and clinician confidence in making a periodontal diagnosis: a randomized crossover trial. Clin Oral Investig. 2022 Dec;26(12):7021-7031. doi: 10.1007/s00784-022-04662-z. Epub 2022 Aug 9.
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