Mundhygiene hilft auch in schwierigen Situationen!
PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA
PatientInnen mit malignen hämatologischen Erkrankungen erhalten zumeist im Rahmen ihrer Behandlung hoch dosierte Chemotherapie. Eine negative Begleiterscheinung von hoch dosierter Chemotherapie ist das Auftreten von oraler Mukositis. Unter oraler Mukositis versteht man eine Entzündung der Mundschleimhaut, die mit Schwellung, Rötung, starken Schmerzen und/oder Problemen bei der Nahrungsaufnahme einhergehen kann. Zusätzlich kann es durch die offenen Stellen an der Mundschleimhaut zu schweren Entzündungen und Infektionen kommen. Kurzum alles, was das Auftreten und/oder den Schweregrad einer oralen Mukositis verringern kann, hilft in der Behandlung von PatientInnen, die hoch dosierte Chemotherapie erhalten.
Eine türkische Forschungsgruppe hat nun kürzlich untersucht (Sabanci et al. 2022), ob der Mundgesundheitszustand bei PatientInnen mit hämatologischen Erkrankungen, die eine hoch dosierte Chemotherapie erhalten, einen Einfluss auf das Auftreten, den Schweregrad und den Heilungsverlauf von oraler Mukositis hat. Hierfür haben sie 55 PatientInnen mit hämatologischen Erkrankungen vor Beginn der Chemotherapie in Hinblick auf Gingivitis und Parodontitis untersucht. Die PatientInnen wurden im Anschluss während der Chemotherapie auf das Auftreten oraler Mukositis nachverfolgt. Hierbei zeigten sich einige interessante Ergebnisse:
- Insgesamt entwickelten 22 PatientInnen (40 %) während der Chemotherapie orale Mukositis.
- Jene PatientInnen, die orale Mukositis entwickelten, wiesen signifikant höhere Blutungs-/Entzündungsindices bei der zahnärztlichen Untersuchung vor Beginn der Chemotherapie auf.
- PatientInnen mit Gingivitis und Parodontitis litten signifikant häufiger an oraler Mukositis und der Heilungsverlauf nach Auftreten oraler Mukositis dauerte signifikant länger im Vergleich zu PatientInnen mit gesunden parodontalen Verhältnissen.
Diese Studie zeigt einmal mehr, dass zahnärztliche Gesundheitsberufe bei diversen Krebserkrankungen hilfreich sein können und eine entsprechende Zusammenarbeit durchaus zielführend sein kann! Besteht eine enge Zusammenarbeit und/oder sind Angehörige von zahnärztlichen Gesundheitsberufen im interdisziplinären Behandlungsteam integriert, kann eine rasche Diagnostik und gegebenenfalls Behandlung eingeleitet werden. Dies könnte beispielsweise – wie in dieser Studie angedeutet – zu einem geringeren Auftreten oraler Mukositis während hoch dosierter Chemotherapie führen.
Referenz
- Sabancı A, Karasu B, Sabancı HI, Kuku İ, Kırmızıgul OA. Impact of periodontal status on the oral mucositis in patients receiving high-dose chemotherapy. Clin Oral Investig. 2022 Oct; 26(10):6341-6346. doi: 10.1007/s00784-022-04588-6.
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